Reflexionen über mein künstlerisches Schaffen

 

 

Angeregt durch die Vielzahl an Informationen und die Bilderflut, die täglich auf uns hereinströmen, greife ich öfters mal zu Stift und Papier, um eine Idee festzuhalten. So entstehen aufgrund der Informationen aus Berichterstattung, Bilddokumentationen und Diskussionsrunden immer neue Impulse zur Fertigung kleiner Zeichnungen und Skizzen. Die Ereignisse sozialer, kultureller und gesellschaftspolitischer Natur verflechten sich nun in ersten Ideenskizzen. Oftmals erst nach Wochen, manchmal auch einigen Monaten, wenn die Idee herangereift ist, denke ich an die konkrete Umsetzung auf der Leinwand.

 

Das entstehende Bild hat somit seinen Ursprung in einer kognitiven, praktisch-sinnlichen Aneignung von Welt. Diese Aneignung geschieht jedoch nicht fotografisch, sondern durch das Wahrnehmen, sowohl der schönen Dinge als auch der Spannungen bzw. Disharmonien, und die Deutung dieser Welt. Die Deutung wiederum unterliegt der willentlichen Einwirkung im Sinne des Offenlegens von Zusammenhängen, Umwandlung im Sinne von Interpretation und Bearbeitung im Sinne von Gestaltung.
Es reizt mich aber auch immer aufs Neue die Wiederentdeckung längst vergangener Dinge (Mythen, Sagen, Zeitgeschehen) und die Interpretation dieser in neuen Zusammenhängen.

 

Ebenso finden auch die großen Probleme unserer Zeit, der Menschheit, Eingang in meine Malerei. Die Zeitgeschehen und -probleme sind Anlass, sich kritisch mit Umwelt, Zivilisation, Populationsdruck, Atomisierung, aber auch Generationskonflikt, Moral und Ethik auseinander zu setzen.

 



Die solcherart entstehenden freien Kompositionen, die oft raum- und zeitausholend dargestellt werden, sind zwar immer gegenständlich, also in ihrer dinglichen Detaillierung realistisch, aber in ihrer geistigen Auffassung und gedanklichen Realisierung teils phantastisch, teils surreal. Diese Art der Darstellung scheint mir am geeignetsten, um, als Verfremdungseffekt eingesetzt, den Betrachter aufzufordern, sich mit dem Ideengehalt meiner Bilder auseinander zu setzen.

 

Es sind Denkanstöße, sich schrittweise mit der den Kompositionen zu Grunde liegenden Gedanklichkeit zu beschäftigen und auf die sich uns allen stellenden Fragen eine eigene plausible Antwort zu finden. Es ist die Konfrontation mit einer anderen Sichtweise, mit einer anderen Wirklichkeit.

Die Bilder sind nicht nur die bildliche Darstellung als zufällige Ansammlung von Objekten um eine zentrale Idee, sondern es besteht ein präziser Bezug, eine innige Verknüpfung zwischen den Einzelelementen, jedes von symbolischem Charakter und möglichst mit einer eigenen Ästhetik versehen.

 

Als Grundidee steht oft die Vergänglichkeit und Vielschichtigkeit der Wirklichkeit. Die Welt, die Menschen, ihre Weltanschauungen, ihre Kultur etc. waren, sind und werden immer zeitlichen Veränderungen unterworfen sein. In diesem Sinne baue ich oftmals Schichten und Ebenen auf, wobei jede Schicht einen Aspekt einer anderen Wirklichkeit verbirgt und das Erkennen dieser uns auf eine andere Ebene der Erkenntnis stellt.

 

Manchmal verbirgt das Augenscheinliche die Wirklichkeit. Dies soll jeder für sich herausfinden. Die unterschiedlichen Menschengestalten stehen stellvertretend für Generationen, als Akteure und Statisten, für Täter und Opfer, für Betrachtende und Ignoranten, als Vorbild oder Traumbild.

Alle menschlichen Stärken und Schwächen und die gesamte Gefühlswelt verbirgt sich hinter irgendeiner Fassade. Der eine verliert sein Gesicht (Paris) bereits bei dem unlauteren Handel mit Aphrodite und wird zudem beim Verschenken des Apfels der Eris mit Blindheit geschlagen.

 

Eine andere verliert ihr Gesicht aus ehrlichen Schamgefühlen, weil der Sprössling die Erwartungen nicht erfüllt, und scheinbar der Muse nicht zugetan ist. Die Modemacher sind gleichzeitig Modelmacher und im Grunde getrieben von Geltungssucht. Antrieb vieler Dinge ist die Gier nach Anerkennung, Geld und Macht. Oftmals ist der beschrittene Weg nicht gerade der Beste, denn Alkohol, Zigaretten und Drogen können wohl nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Auch wenn Ikarus abgestürzt ist, blieb der Menschheitstraum vom Fliegen (das Streben nach dem Unerreichbaren) stets wach.

 

Die ewige Suche des Menschen nach höher, besser und gottgleich sein wollen, findet ihren Ausdruck in der Menschenpuppe mit einem Chipimplantat im Gehirn, d.h. die großen Entdeckungen wurden alle schon gemacht, von Mutter Natur, leider hat der Mensch dieses noch nicht ganz realisiert und sinniert vor dem "Ei des Kolumbus".

 


Diese Chance ist jedoch nicht jedem gegeben. Dafür hat er aber eine andere, die Chance zu helfen, aber auch die Chance, die richtige Hilfe zu akzeptieren; Missionarisierung der Dritten Welt, Hilfe zur Selbsthilfe oder technische Hilfe, ohne die Folgen überblicken zu können.

Und nach allen Träumen, die die Menschheit je träumte, folgt die Rückkehr auf den Boden der Tatsachen.

Die Kindheitsträume sind ausgeträumt, die Phantasien in den Erinnerungen versunken und die Luftschlösser vom Winde verweht. Die Tatsachen des Lebens haben uns eingeholt.